Zur Zeit leben ungefähr 240 000 Einwohner auf Korsika. Jedoch nur die Halfte davon sind echte Korsen.
Der Rest wird gebildet aus Festlandfranzosen, repatriierten Afrikafranzosen, vornehmlich aus Algerien und Einwanderern aus derselben Ecke („Les Arabs“ genannt). Die Hälfte der Einwohner verteilt sich auf die beiden Hauptstädte Ajaccio und Bastia.
Die Bevölkerung ist eines der großen Probleme Korsikas. Aufgrund der schlechten Arbeitsplatzsituation suchen viele junge Korsen ihr Glück auf dem Festland, um dann im Alter wieder zurück zu kommen auf ihre Insel. Das hat dazu geführt, daß heute viermal so viele Korsen außerhalb Korsikas leben wie auf der Insel selbst, auf der wiederum das Problem der Überalterung herrscht. Seit einigen Jahren versucht man verstärkt Arbeitsplätze zu schaffen, um die Insel wieder attraktiv zu machen für die jungen Leute. Dazu gehören entsprechende Ausbildungseinrichtungen wie zum Beispiel an der Universität in Corte oder die Besinnung auf korsische Kultur und Tradition und den damit verbundenen Beschäftigungsmöglichkeiten. Die Corsicada, eine Vereinigung korsischer Kunsthandwerker wäre dafür ein Beispiel.
Die Korsen sind ein sehr stolzes Volk. Sie legen Wert auf ihre eigenständige Entwicklung und wollen nicht als Franzosen angesehen werden. Die Sprache ist ein Beispiel dafür. Für Besucher hört sie sich an wie eine Kreuzung aus Italienisch und Französisch. Tatsächlich basiert die Sprache auf den lateinischen Ursprüngen der Römerzeit vor 2000 Jahren. Danach hat sie sich eigenständig weiterentwickelt. Mit der französischen Herrschaft wurde Französisch als Amtssprache eingeführt.
Seitdem kämpfen die Korsen um eine Anerkennung ihrer eigenen Sprache. Am deutlichsten wird das dem Besucher, wenn er die übersprühten Ortsschilder sieht, zum Beispiel Morosaglia in Merusaglia oder Corte in Corti. Die Schildernamen sind überwiegend italienisch (Genua stellte beim Verkauf an Frankreich in 1769 als einzige Bedingung, daß die Ortsnamen italienisch bleiben sollten. Das wurde ihnen gewährt). Mit kleinen Schritten faßt die Anerkennung der Sprache allmählich Fuß. Den Ortsverbänden wird es zum Beispiel mittlerweile selbst überlassen, ob sie neue Ortsschilder mit den alten Namen aufstellen wollen (Porto heißt heute wieder Portu). Korsisch kann in Corte studiert werden und wird von der französischen Regierung mittlerweile als „Regionalsprache“ offiziell anerkannt. Somit darf sie an Schulen unterrichtet werden, hat jedoch immer noch nicht den Status eines Pflichtfaches, was viele Korsen fordern.
Die gemeinhin nachgesagte Abneigung der Korsen gegen alle Franzosen ist so nicht richtig. Die Korsen gelten allgemein als militant und leicht reizbar. Angesichts der Ausbeutung seit vielen Jahrhunderten ist das eigentlich auch kein Wunder. Die Aggressionen, die schon mal in der Sprengung einer französischen Behörde, eines Supermarktes oder einer französischen Ferienanlage gipfeln sind jedoch nie gegen Menschen gerichtet und werden von einigen wenigen, radikalen Gruppen wie zum Beispiel der 1983 verbotenen FLNC („Fronte di Liberazione Naziunale Corsu“) durchgeführt. Diese Aggressionen richten sich jedoch nicht gegen „Ausländer“ im allgemeinen, sondern gegen Institutionen, die zur Ausbeutung der Insel beitragen, das heißt, wenn Gelder auf Kosten der Korsen erwirtschaftet werden und nicht dem korsischen Volk in irgendeiner Form wieder zugeführt werden.
Als Tourist bekommt man normalerweise davon wenig zu spüren.
Er sieht vielleicht die eine oder andere gesprengte Ruine (Skiort Val d’Ese, Supermarkt bei Propriano, Ferienanlage bei Linguizetta, Diskothek im Restonica-Tal, usw.) und etliche zugesprühten Hauswände (insbesondere französische Banken). Im Umgang mit den Korsen sollte man jedoch trotzdem vorsichtig sein. Die Korsen habe ich als sehr freundlich und hilfsbereit kennengelernt.
Gegenüber Motorradfahrern gibt es überhaupt keine Vorurteile. Im Gegenteil, unterwegs ist es mir schon häufig passiert, daß mir die Leute zuwinkten und mir spontan ihre Hilfe anboten, als sie mich ratlos mit der Karte in der Hand vor einer unbeschilderten Kreuzung stehen sahen. Keiner hat mir ein Foto von sich untersagt, nachdem ich ihn vorher höflich darum gebeten hatte. In Kneipen wurde ich manchmal schon regelrecht mit Pastis auf Kosten des Hauses oder des Spenders abgefüllt, nachdem sie bemerkt hatten, da interessiert sich jemand nicht nur für die schärfsten Frauen, sondern auch für Land und Leute und deren Lebensbedingungen. Die Korsen wollen respektiert werden als Menschen und als Gastgeber. Sie erwarten, daß sich jeder Besucher auch entsprechend verhält. Ich denke, daß da nicht zuviel verlangt wird und jeder damit nicht überfordert wird, wenn er sich dessen bewußt ist.
Korsen erregen sich sehr schnell und greifen auch schnell zur Waffe.
Ich kenne Fälle, wo Wildcamper nur noch ihre Haut retten konnten und Auseinandersetzungen, die für manchen mit geknickten Knochen endeten und sogar in einem Fall für einen jungen Deutschen tödlich, von Schrotkugeln durchsiebt. Damit möchte ich niemanden abschrecken, aber es sollte sich jeder seiner Gastrolle bewußt sein. Dann ergeben sich viele freundschaftliche Begegnungen, an die man sich immer wieder gerne erinnern wird.