Tour 03 – Im slowenischen und kroatischen Istrien
i Kurz – CheckStreckenlänge Charakter Highlight Einkehr-Tipp Absolutes Muss |
Der größte Teil der istrischen Halbinsel liegt auf kroatischem Staatsgebiet. Aber auch Italien und Slowenien haben Anteile.
Dazu gehört auch der nur 46 Kilometer lange Küstenabschnitt mit wenigen Stränden und historischen Stadtkernen. Im Kontrast zu der im Sommer überfüllten Küste steht das fast menschenleere Hinterland im Grenzgebiet zwischen Kroatien und Slowenien.
Unweit der italienischen Grenze machen wir uns in Kozina auf den Weg zur Adria-Küste. Parallel zur Autobahn A1 kommen wir auf der breit und gut ausgebauten Landstraße 409 schnell auf Touren und gleiten in langen Schwüngen am oberen Rand des Ćićarija-Plateaus entlang bis zur monumentalen Autobahn-Brücke Črni Kal. Sie ist mit über einem Kilometer Länge und fast 100 Metern Höhe das größte Viadukt Sloweniens. Zwischen den gigantischen Y-Säulen kurven wir hinab in das klimatisch begünstigte Osp-Tal, wo der Wein besonders gut gedeiht. Das kleine Dorf Osp ist bei Kletterern sehr beliebt wegen seiner fast 300 Meter senkrecht abfallenden Abbruchkante des Karstplateaus.
ÜbernachtungsTIPP 1!
Das Gästehaus Krasna, Lokev 78 in Lokev bietet saubere, helle und geschmackvoll eingerichtete Zimmer für bis zu vier Personen.
Spezialität ist ein eigener superuriger Weinkeller mit Weinprobe. Ein hervorragendes Frühstück und ein sehr gutes angeschlossenes Restaurant runden das Angebot ab.
Ganzjährig geöffnet
DZ (incl. Frühstück) 95-149 €/ Tag
Tel.: 057 671 002 oder 040 214 226
E-Mail: info@krasna-hisa.si
Weitere Infos unter www.krasna-hisa.si
Dank Schengener Abkommen gelangen wir geschmeidig über die „grüne Grenze“ nach Italien und folgen den Ausschilderungen nach Muggia, einem schmucken Städtchen mit kleinem Jachthafen und gemütlichen Cafés. Direkt am schmalen Küstenstreifen verläuft unsere Straße bis nach Koper, dem wichtigsten Industriehafen Sloweniens, aber auch mit sehenswerter Altstadt. Unspektakulär überqueren wir wieder die Grenze nach Slowenien. Die industrielle Bebauung nimmt deutlich zu. Um den Fahrfluss nicht zu verlieren, entziehen wir uns dem Verkehr, indem wir ein kurzes Stück auf der Autobahn H5 in Richtung Piran fahren und dabei Izola rechts liegen lassen. Auch Strunjan passieren wir ungesehen. Der Ort hat außer Ferienanlagen und Hotels ohnehin nichts zu bieten. Anders sieht das in Piran aus. Die von Griechen gegründete und venezianisch geprägte Küstenperle verströmt mediterranes Flair, wie kein anderer Ort in Slowenien. Von Süden kommend, werden wir am Parkplatz vor dem Stadtzentrum weitergewunken. Motorräder dürfen netterweise durch. Die Straße verläuft direkt am Ufer. Bereits am Beginn des kleinen Hafens fallen uns die perfekt restaurierten, imposanten venezianischen Häuser auf. Auf einem Hügel prangt der begehbare Glockenturm der Kathedrale Sveta Jurij, der stark an den Campanile der Markuskirche in Venedig erinnert. Kurz vor dem zentralen Tartini-Platz weist ein Schild den Weg zu Motorrad-Parkplätzen in einer Seitenstraße. Ein idealer Startpunkt für einen Rundgang.
TIPP 1! Piran – Perle am Mittelmeer
Piran gilt als schönste slowenische Küstenstadt. Der zentrale Platz und gesellschaftliches Zentrum ist dem berühmten Violinisten Giuseppe Tartini (1692-1770) gewidmet, der hier geboren wurde.
Um den Platz mit seinem Denkmal scharen sich Restaurants, Cafés und jede Menge Touristen. Die prachtvollen Häuser sind herausgeputzt und leuchten in allen Farben. Durch die schmalen Gässchen kommt man zum alles überragenden Campanile Sveta Jurij und über 134 Stufen hinauf zur Glocke. Von oben hat man den besten Blick auf Piran, den Hafen, die Küste bis Triest und auf die Reste der mächtigen Stadtmauer, die noch etwas höher liegt.
In unmittelbarer Nähe zu Piran liegt das mondäne Portorož, der einzige erwähnenswerte Badeort Sloweniens. Schicke Bars, Cocktail-Lounges und stylishe Restaurants säumen die belebte Uferstraße und ziehen vor allem jüngeres Volk an. Herzstück im Zentrum ist der einzige echte Sandstrand Sloweniens, der allerdings auch nur künstlich aufgeschüttet wurde.
ÜbernachtungsTIPP 2!
Der Campingplatz Lucija, Seča 204 bei Portorož liegt am Meer und bietet direkten Zugang (allerdings betoniert), ein Restaurant und Einkaufsmöglichkeiten.
Geöffnet von April bis Oktober
Tel.: 056 906 000
E-Mail: camp.lucija@h-bernardin.si
Weitere Infos unter www.camp-lucija.si
An Salinenfeldern vorbei setzen wir unsere Fahrt nach Kroatien fort und erklimmen die Berge in Richtung Malija. Von da weiter über Korte zur Landstraße 11. Gerade freuen wir uns noch über die perfekte Straße, da wird unser Fahrfluss an der nahen Grenze jäh gestoppt. Oft bilden sich lange Schlangen vor den peniblen Grenzern, die jedes Fahrzeug kontrollieren
Hinter der Grenze nehmen wir wieder Fahrt auf. Nach einem Kilometer biegen wir links ab in Richtung Buje. Die kurvige Halbhöhenstraße streift durch saftige Wiesen, lichte Wälder und an Weinbergen vorbei. Sie ist von überraschender Güte, bis auf vereinzelte Abschnitte mit aufgerautem Belag. Besonders in Kurven ist Vorsicht geboten. Wir machen zügig Strecke bis Buje und biegen im Ort links ab in Richtung Grožnjan. Das Dorf auf einer sanften Bergkuppe glich einst einem Geisterdorf. Heute ist es ein beliebtes Künstlerdorf und Ausflugsziel.
TIPP 2! Grožnjan – Stadt der Künstler
Durch allmähliche Abwanderung war der Ort in den 50er-Jahren nahezu menschenleer. Das änderte sich, als der Künstler und Bildhauer Aleksandar Rukavina in den 60er-Jahren eine Künstlerinitiative startete.
Der Deal war, die maroden Häuser gegen unentgeltliches wohnen auf eigene Kosten zu renovieren. Heute wohnen viele Künstler immer noch dort, betreiben Werkstätten, Ateliers und Galerien und veranstalten Musik- und andere Festivals. Mit der dazu gehörigen gastronomischen Infrastruktur wird daraus ein empfehlenswerter Abstecher.
Wir nähern uns der berühmten Jadranska magistrala, eine der europäischen Traumstraßen, die sich vom italienischen Triest bis fast an die albanische Grenze erstreckt. Hier überquert sie die zu einem Kanal gefasste Mirna und führt uns auf der anderen Talseite durch dichten Wald wieder auf die Hochebene. In sanften Schwüngen cruisen wir über die aussichtsreichen Höhen. Auffällig ist die stark eisenhaltige und leuchtend rote Erde, die so manches Klatschmohnfeld erblassen ließe. Bei Barići biegen wir links ab und nehmen Kurs auf Motovun. Hinter Karojba wird das Gelände wieder etwas hügeliger und die Schräglagen häufen sich. In einer Linkskurve gönnen wir uns eine Kaffeepause in der urigen und sehr freundlich bewirtschafteten Imbiss-Baracke „Vidik“ mit tollem Blick auf Motovun, das exponiert auf der Spitze eines einsamen Felskegels auf uns wartet.
Motovun ist autofrei, aber wir dürfen für 10 Kuna Parkgebühr immerhin bis zur Stadtmauer hochfahren. Zu Fuß ist der Ort sowieso viel besser zu erkunden mit seinen schnuckeligen Ecken und Gassen und Ausblicken über das Mirna-Tal. Der Ort aus dem 13. Jhdt. ist aber vor allem für seine weißen Trüffel berühmt. Mit einem mehrere Tausend Euro wertvollen und 1,3 Kilogramm schweren Brocken steht Motovun sogar im Guinness-Buch der Rekorde.
Wir setzen unsere Fahrt nach Norden fort und über die Mirna über. Nach einer kurzen Kerzengerade schrauben wir uns bei 10% Steigung durch dichten Wald kurvenreich 300 Meter in die Höhe auf ein Plateau mit herrlichen Weitblicken über das istrische Hinterland. Die Kammstraße führt uns zum bildhübsch an einer Zypressenallee gelegenen Ort Oprtalj. Wir kommen uns vor, wie in der Toskana. Ohne nennenswerte Höhenunterschiede steuern wir zügig weiter auf die Grenze zu. Dazu biegen wir in Sveta Lucija rechts ab in Richtung Brezovica pri Gradinu, und hinter Hrastići Crastici war´s das erstmal mit der Zivilisation, zumindest auf kroatischem Gebiet. Der nächste menschliche Kontakt ist ein mürrischer Zöllner an der slowenischen Grenze, der uns gefühlt nur widerwillig in „sein“ Land hineinlässt. Immerhin, wir sind wieder drin ohne Sperenzien. Das Grenzhäuschen ist im Grunde nur eine Baracke mit Schranke, die auch nur von 6 Uhr morgens bis 22 Uhr abends geöffnet ist.
Weiterhin umgibt uns pure Natur. Wir passieren nur wenige Dörfer und biegen am Ende der Trasse links ab auf die Landstraße 208 und kommen nach Gračišće, wo auch nochmal ein Tankstopp möglich ist.
Es folgt der sportlichste Abschnitt der Tagesetappe. Wie für Biker gemacht, verläuft das griffige Sahnestück in schnellen Kehren und perfektem Rhythmus hinab ins Tal der Rižana. Wir wirbelwinden bis zum Abzweig nach Podpeč hinter Kortine. Schließlich wollen wir nochmal über die Grenze nach Kroatien, diesmal etwas weiter östlich. Und das schmale Sträßchen hat es in sich. Schnell gewinnen wir an Höhe und nähern uns der Abbruchkannte des Podgorski kras-Plateaus. Das Dorf Podpeć klebt regelrecht an der senkrechten Wand hoch über dem weitläufigen Tal. Die Straße quetscht sich zwischen den Häusern hindurch und muss sich den Raum auch noch mit der Bahnlinie teilen; ein spektakuläres Szenario. Kurz hinter dem Ort ändert sich die Landschaft schlagartig. Die Abbruchkante zieht sich ein wenig zurück, und durch ein breites, abgeschiedenes Hochtal genießen wir den Ritt auf der neuen Straße mit weit geöffnetem Gashahn. Das letzte Stück über Podgorje bis zur Grenze führt uns durch duftenden Nadelwald.
Ein kleines Kuriosum erwartet uns an der Grenze. Im Abstand von nicht mal fünf Metern stehen zwei Schranken und zwei Zöllner, jeweils ein slowenischer und ein kroatischer. Das heißt auch zweimal anhalten und zweimal Papiere zeigen auf engstem Raum.
Gleich hinter der Grenze biegen wir links ab und fahren am 2016 neu errichteten, stacheldrahtbewehrten Grenzzaun entlang. Nach Durchquerung eines offenen Eisentores tauchen wir ein in die Einsamkeit des Grenzgebietes. Lichte Wälder und ausgedehnte Wiesen begleiten uns auf dem Weg über die Dörfer Brest, Dane, Vodice, Male Mune und Vele Mune, die wie ausgestorben wirken. Ein Kleinkind läuft schreiend ins Haus, als uns kommen sieht. Viele Häuser bestehen nur noch aus Ruinen. Asphalt und Makadam wechseln sich ab. Es ist kaum Verkehr, und wir fühlen uns wie am Ende der Welt. Zu guter Letzt passieren wir die „grüne Grenze“ wieder durch ein offenes Eisentor mitten im Wald und fahren auf Schotter bis zur Einmündung in die gut ausgebaute Landstraße 7. Sie führt uns auf direktem Weg zurück nach Kozina, unseren Ausgangspunkt. Dabei durchstreifen wir in weiten Schwüngen das gebirgige Karstgebiet der Ćićarija-Region mit weitreichenden Ausblicken über den dicht bewachsenen Höhenzug des Matarsko podolje-Mittelgebirges.