Tour 04 – Durch die Inner- und Unterkrain
i Kurz – CheckStreckenlänge: ca. 220 km Charakter Highlight Einkehr-Tipp Täglich geöffnet Absolutes Muss |
Das Karstplateau zwischen Ostalpen und dem Dinarischen Gebirge ist durch seinen porösen Kalksteinboden extrem wasserdurchlässig und dadurch immer sehr trocken. Offene Gewässer und Flüsse sind Mangelware. Landwirtschaft ist kaum möglich. Deshalb ist die Besiedlung auch eher spärlich. Es dominieren ausgedehnte und einsame Wald- und Wiesenlandschaften. Wenige, asphaltierte Straßen durchziehen den einsamen Landstrich.
Unsere Tour führt uns tief in die Abgeschiedenheit des Snežnik- und des Goteniška-Gebirges, nahe der kroatischen Grenze. Da schadet es nicht, die Benzintanks in Rakek nochmal randvoll zu machen, bevor wir starten. Bei Podskranjnik, westlich von Cerknica, verlassen wir die Landstraße 212 und nehmen Kurs auf die sechs Kilometer lange Rakov-Schlucht. Hinter Zelše endet der Asphalt, und es geht auf einer griffigen Schotterpiste weiter. Nach zwei Kilometern zweigt rechts ein weiterer Schotterweg ab. Dieser führt nach wenigen hundert Metern zu einem Lehrpfad am Rak-Fluss entlang. Er führt durch eine enge Schlucht mit senkrechten Wänden auf engstem Raum mit einer Naturstein-Brücke. Die Schlucht war ursprünglich eine inzwischen eingestürzte Höhle, die der Rak durch den porösen Kalkfelsen gefressen hat. Das Naturszenario ist einzigartig. Zurück auf der Landstraße 914 sind wir bis zum Ende der Schlucht von dichtem Wald umgeben. Von der Brücke über den Rak kann man linker Hand einen weiteren Höhleneingang erkennen, den sich der Fluss gebahnt hat. Der Lehrpfad verläuft unterhalb. Die Piste mündet in eine Asphaltstraße, die uns nach Postojna führt und weiter bis zum Abzweig auf die Landstraße 6 nach Pivka.
ÜbernachtungsTIPP 1!
Das Furman Guest House, Partizanska cesta 1 in Rakek bietet grundsolide Ein- bis Sechs-Bett-Zimmer mit sehr guten Matratzen.
Beim Frühstück fehlt es an nichts, und die angeschlossene Pizzeria ist sehr empfehlenswert.
Die Motorräder stehen im abschließbaren Schuppen.
Ganzjährig geöffnet
DZ (incl. Frühstück) 48-60 €/ Tag
Tel.: 041 398 548
E-Mail: furman.rakek1@gmail.com
Weitere Infos unter www.furmanguesthouse.com
Der Verkehr nimmt auf der breit ausgebauten Straße deutlich zu. Kein Wunder, denn es ist die Hauptverbindung von Norden an die kroatische Küste bei Rijeka, die als einziger Streckenabschnitt noch nicht zur Autobahn ausgebaut wurde. Deshalb verziehen wir uns bei Pivka auch gleich wieder auf die Nebenstrecken. Aber wenn wir schon mal hier sind, statten wir dem eindrucksvollen, neu gestalteten Militärmuseum noch einen Besuch ab und folgen den Ausschilderungen.
TIPP 1! Pivka – Park der Militärgeschichte
In einer ehemaligen Kaserne wurde das neue Museum eingerichtet. Im Außenbereich und über mehrere Gebäude verteilt, wird die Militärgeschichte von der frühesten Antike bis zur Neuzeit dargestellt.
Ein Schwerpunkt ist dabei der Balkankrieg. Sogar eine Lokomotive und ein komplettes U-Boot werden ausgestellt, das auch innen besichtigt werden kann. Fotogen ist ebenfalls der „Bio-Panzer“ vor dem Museum.
Ganzjährig geöffnet.
Weiter Infos unter www.parkvojaskezgodovine.si
ÜbernachtungsTIPP 2!
Der Campingplatz Plana, Selce 66 bei Pivka ist noch recht neu und die Einrichtungen mit viel Holz geschmackvoll gestaltet.
Im kleinen Restaurant ist auch Frühstück möglich.
Sehr saubere Sanitärbereiche.
Auch Mietzelte und Bungalows.
Das Personal ist sehr freundlich und spricht teilweise deutsch.
Geöffnet von Mitte April bis Mitte Oktober
Tel.: 070 668 668
E-Mail: camp.plana@gmail.com
Weitere Infos unter www.camping-plana.com
Abrupt reißt der Verkehr auf der Landstraße 404 in Richtung Knežak ab. Die Bahn ist frei für ein bisschen Auslauf im höheren Drehzahlbereich. In weiten Schwüngen durchqueren wir das liebliche Wiesental, flankiert vom langgestreckten Gebirgszug des Pivško Podolje, dem wir allmählich immer näher kommen. Die Landschaft wird zunehmend hügeliger und waldreicher. Hinter Sembije erfreut uns eine nette und kurvenreiche Talabfahrt hinunter nach Ilirska Bistrica. Mitten im Ort erfolgt der Abzweig nach links auf die Landstraße 915, jedoch ohne jeglichen Hinweis. Orientierung gibt links ein markant rot angestrichenes Eckhaus.
Wir gewinnen schnell an Höhe und blicken aussichtsreich auf die Stadt hinunter. Der Straßenbelag ist bescheiden, und der nahe Steinbruch sorgt zusätzlich für Dreck auf der Piste. Dahinter bessert sich die Peripherie. Wir durchstreifen einen herrlich duftenden Kiefernwald, und die Straße wird auch wieder passabler. Aber das ändert sich 12 Kilometer nach dem Abzweig. Auf den nächsten 45 (!) Kilometern ist Schotter unser Begleiter. Wir sind angekommen im Niemandsland des Snežnik-Gebirges. Die Piste stellt keine besonderen Anforderungen an uns und lässt sich unaufgeregt befahren. Im Gegenteil, die Verbundenheit zur Natur und zum Wald wächst mit jedem Kilometer, zumindest solange man nicht in der Staubwolke des Vordermannes hinterher fahren muss.
Wie aus dem Nichts taucht eine Waldlichtung auf. Ein paar Hütten stehen verstreut und leidenschaftslos herum, die zusammen den Weiler Sviščaki bilden. Lust macht die ganzjährig geöffnete und bewirtschaftete Wanderhütte auf der linken Seite. Auch Übernachtungen sind möglich. Hier ist der Startpunkt zu einer insgesamt 4-stündigen Wanderung auf den Snežnik, mit 1.796 Metern der höchste Gipfel in Süd-Slowenien. In diesem idyllischen Kleinod schalten wir ein paar Gänge zurück, gönnen uns eine Kaffeepause auf der sonnigen Terrasse und lauschen dem Wind in den Baumkronen.
Zurück im Sattel verlassen wir dieses kleine Paradies und tauchen wieder ein in die Tiefen des einsamen Waldes. Den 1.260 Meter hohen Snežnik-Pass nehmen wir kaum wahr, weil er ebenfalls unspektakulär mitten im Wald liegt. Kurz dahinter knickt die Piste nach einer Linkskurve scharf nach rechts ab in Richtung Kozarišče. Die Strecke wird breiter und besser, sodass wir etwas zügiger vorankommen. Überall sind noch die Spuren vom Wintersturm 2017/18 erkennbar, der viele Bäume entwurzelt und regelrechte Schneisen in den Wald gerissen hat. Der Wald lichtet sich und geht in eine hübsch angelegte Kastanienbaumallee über. Aus Schotter wird wieder Asphalt. Wir sind im Einzugsgebiet der Burg Snežnik grad angelangt, die auch wenig später links am Waldrand auftaucht. Fotogen sticht die schneeweiß getünchte Burg aus dem umgebenden, üppigen Grün heraus. Die perfekt restaurierte Burg aus dem 11. Jhdt. mit Zugbrücke und Wassergraben ist auch innen komplett renoviert und möbliert. Sie ist ganzjährig geöffnet, geführte Besichtigungen dauern 45 Minuten.
An der Einmündung bei Pudob biegen wir links ab auf die Landstraße 213 nach Stari Trg und nach zwei Kilometern gleich wieder rechts nach Markovec. Bis Markovec durchstreifen wir ein liebliches Wiesental. Hinter dem Ort führt die Straße hoch in einen dichten Mischwald. Die Straße wird schlechter und geht schließlich für die nächsten fünf Kilometer wieder in eine Makadam-Piste über. Beim weit verstreuten Hrib durchqueren wir ein wunderschönes Hochtal. Hinter Travnik überrascht uns ein feines, geschwungenes Sträßchen, das den Wald großzügig durchschneidet und uns mit reichlich Fahrtwind versorgt. Bei Draga schalten wir wieder ein paar Gänge runter und biegen links ab in Richtung Medvedjek. Nach kurzem Asphalt-Intermezzo hat uns der Schotter wieder, und lässt uns eintauchen in ein Bärengebiet, worauf uns entsprechende Schilder am Wegrand hinweisen. Da Bären jedoch extrem scheu sind, machen wir uns keine Gedanken über mögliche unangenehme Begegnungen oder vielleicht doch? Jedenfalls begegnen wir keinem und nähern uns in spitzem Winkel der Landstraße 656 nach Borovec.
Die Straße entpuppt sich als Bikertraum. Vor uns liegen 23 Kilometer purer Rock´n´Roll. Feinster Belag, eine Wedelstrecke wie aus dem Bilderbuch, kaum Verkehr, wenige Ortsdurchfahrten und eine herrliche Waldlandschaft. Wir werfen uns in die Kurven, was das Zeug hält. Nach den eher gedrosselten Kilometern auf Schotter freuen wir uns umso mehr über massenweise Lastwechsel. Im großen Bogen umfahren wir dabei das Goteniška Gora-Gebirge südlich und schwenken nach Norden an der Nord-Ost-Flanke entlang bis nach Rakitnica und zur Einmündung in die Landstraße 106.
Verkehr und Besiedlung nehmen schlagartig zu. Nicht verwunderlich, sind wir doch auf einer der Hauptverkehrsstraßen in den Süden Sloweniens unterwegs. Wir kommen nach Ribnica, dem Hauptort der Region Ribniško. Weil die Gemeinde eigentlich aus über 60 verschiedenen Dörfern besteht, zieht sich der Ort ziemlich hin. Nach vier Kilometern biegen wir bei Žlebič links ab auf die Landstraße 212 in Richtung Cerknica. Durch weitläufiges Wiesengelände gewinnen wir allmählich an Höhe. Echter Fahrfluss kommt erstmal nicht zustande, aufgrund zahlreicher Ortsdurchfahrten, in dem doch recht stark besiedelten Tal. Das ändert sich jedoch hinter Podklanec. Die Straße schlängelt sich durch eine kleine Schlucht, und wir erreichen eine Hochebene, die bereits zum Nationalpark Notranjski gehört. In Grahovo verlassen wir die Nationalstraße am Hinweisschild und machen uns auf den Weg zum Gipfel des Slivnica-Bergrückens. Letztmalig begeben wir uns wieder auf rutschiges Terrain und nähern uns durch dichten Laubwald von Osten dem Gipfel. Unser Ziel ist eine kleine, urige Berghütte mit Außenterrasse und tollem Panorama knapp unterhalb des Gipfels, die von Donnerstag bis Sonntag bewirtschaftet ist. Von hier haben wir eine sensationelle Aussicht bis zum im Frühjahr meist noch schneebedeckten Snežnik und zum im Sommer grün bewachsenen und bewirtschafteten Zirknitzer Becken zu unseren Füßen. Im Winter ist hier jedoch ein riesiger See.
TIPP 2! Cerkniško jezero – Der See ohne Wasser
Der Zirknitzer See (auf deutsch) ist bis zu 38 km² groß und 10 Meter tief. Damit ist er nicht nur der größte See Sloweniens, sondern auf sein Art auch der Größte weltweit. Denn nur im Winter und nach starken Regenfällen kommt er zum Vorschein. Er gehört geologisch zu den sogenannten Periodischen Gewässern, die durch den löchrigen Untergrund des Karst bei niedrigem Grundwasser verschwinden und nach reichlichen Niederschlägen wieder erscheinen. Wie das genau funktioniert wird eindrucksvoll an einem Modell im nahe gelegenen Museum Jezerski hram in Dolenje Jezero erläutert.
Geöffnet von April bis Oktober.
Nähere Infos unter www.jezerski-hram.si
Über den Westhang des Slivnica kehren wir bei Cerknica zurück in die Ebene und gönnen uns nach erfolgreichem Tagwerk ein kühles Laško in der beliebten Bikerkneipe „Debeli Bar“, direkt an der Hauptstraße.